Vom 18. bis 21. November besuchten Vertreter privater medizinischer Einrichtungen aus Moskau die internationale Fachmesse MEDICA 2019 und nahmen an dem von INTAMT vorbereiteten Weiterbildungsprogramm  teil. Während des Programms besuchten Spezialisten eine Reihe von spezialisierten medizinischen Einrichtungen in der Region Düsseldorf.

Insbesondere die Klinik für Allgemein-, Herz- und Kinderchirurgie am Universitätsklinikum Düsseldorf, deren Direktor, Prof. Knöfel, über ihre Arbeit und seine Aufgaben als Verwaltungs- und Ärztlicher Direktor sprach. Auf eine der Fragen der Moskauer Spezialisten nach der persönlichen Verantwortung eines Arztes bei Abweichungen von klinischen Protokollen und Richtlinien antwortete Prof. Knöfel wie folgt: „Manchmal ist es ratsam, von verifizierten klinischen Protokollen abzuweichen, um dem Patienten eine zusätzliche Chance zur Genesung zu geben“, beschrieb er den klinischen Fall eines Patienten, der nach dem Protokoll eine palliative Chemotherapie für Metastasen des multiplen kolorektalen Karzinoms hätte erhalten sollen. Die so genannte in-situ gespaltene Leberoperation wurde stattdessen auf der klinischen Konferenz diskutiert und genehmigt. Durch diese nicht standardisierte, individuelle Behandlung konnten die Klinikärzte eine vollständige Entfernung aller Tumorherde erreichen. Dies wäre mit der Standardtherapie nicht möglich gewesen.

Der Besuch in der Augenklinik begann mit einer faszinierenden Geschichte von Dr. Menzel, Leiter der Lions Cornea Bank NRW. Den Gästen aus Moskau wurde ebenfalls erklärt und gezeigt, wie man Spenderhornhäute erhält, vorbereitet und transplantiert. Danach wurden die hochmodernen Operationssäle der Klinik gezeigt. Da heute die meisten Augenoperationen ambulant erfolgreich durchgeführt werden, gibt es in Düsseldorf und Umgebung viele Privatkliniken, die Operationen sowohl an der Vorder- als auch an der Rückseite des Auges anbieten. „Das Universitätsklinikum „bekommt“ die schwierigsten Fälle, in denen ein Krankenhausaufenthalt und besondere Erfahrung von Ärzten erforderlich ist“ – erklärten den Gästen Professor Girling und Professor Guthof, der Direktor der Klinik.

Der Aufenthalt im Universitätsklinikum endete mit einem Besuch in der Neurochirurgischen Klinik. Der neue Leiter der Klinik, Prof. Henggi, führte die Gäste durch die Operationseinheit. Obwohl die Ausstattung der Operationssäle zu den besten der Welt gehört, beeindruckten die Pläne zum Ausbau der Operationsmöglichkeiten die russischen Kollegen. So plant der Direktor beispielsweise den Einsatz künstlicher Intelligenz in neurochirurgischen Operationen. Auf großes Interesse stieß das krankenhausweite Zentralsystem zur Sterilisation, Anlieferung und Rücktransport von gebrauchten Instrumenten und Materialien.

In der Klinik für Frauenkrankheiten wurde eine Gruppe von Spezialisten von Dr. Lux und einem der Oberärzte und stellvertretenden Leiter, Professor Fehm, empfangen. Die Kollegen diskutierten die aktuellen Probleme der Gynäkologie und Geburtshilfe und besuchten die Operationseinrichtungen.

Professor Engelmann, Direktor der Klinik für Kinderkrankheiten am Lucas-Krankenhaus im benachbarten Neuss, stellte den Gästen in Moskau die Arbeit der Klinik für Kinderkrankheiten vor. Unter anderem wurde das Thema Impfpflicht lebhaft diskutiert – anders als in Russland liegt die Entscheidung über Impfungen in Deutschland bei den Eltern. Die Masernimpfung wurde erst kürzlich, Anfang November 2019, vorgeschrieben. Auf die Frage, ob Eltern gesetzlich verpflichtet sein sollten, ihre Kinder zu impfen, antwortete Prof. Engelmann, dass es vor allem darauf ankommt, sie aufzuklären. Es ist sehr wichtig, das Verständnis der Eltern für die Zweckmäßigkeit einer Impfung zu gewinnen, und nicht, eine Impfung mit Gewalt durchzuführen. Im Landkreis Neuss sind trotz des freiwilligen Charakters dieser Verfahren etwa 99% der Kinder geimpft.

Der Besuch des Städtischen Krankenhauses St. Elisabeth Mönchengladbach-Reidt war der letzte in diesem kurzen, aber sehr intensiven Besuchsprogramm der Moskauer Ärzte. Professor Sabin, einer der führenden deutschen Kardiologen, sprach über die Möglichkeiten der modernen Herzdiagnostik und die Arbeit der Klinik unter seiner Leitung. Eines der Themen seines Berichts war der Einsatz der Telemedizin. Professor Sabin sprach über den Einsatz von Event-Recordern in der Kardiologie sowie über neue, auf den ersten Blick fast fantastische, virtuelle Umgehungsmöglichkeiten. Dieses Projekt befindet sich in der Pilotphase, aber jetzt können Ärzte mit speziellen Brillen und Chips den Puls einer Person aus der Ferne messen, den Bauch abtasten und den Blutdruck messen.

Inspiriert von den Impulsen, die während der arbeitsreichen Tage der MEDICA-Ausstellung und der Teilnahme am Programm der INTAMT-Akademie kehrten die Teilnehmer voller Eindrücke und neuer Ideen nach Moskau zurück.

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