Im Rahmen des vom Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland unterstützten Projekts zum Ausbau der Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft in den Ländern der Östlichen Partnerschaft hat die Akademie INTAMT vom 12. bis zum 17. Oktober 2015 ein Treffen von Führungskräften und Vertretern von Selbsthilfeorganisationen für Menschen mit Behinderung aus Belarus, Russland, Deutschland und der Ukraine organisiert. Das Thema der Begegnung war die Rolle und der Stellenwert von Selbsthilfeorganisationen für Menschen mit Behinderung in Bezug auf die Gewährleistung ihrer vollständigen sozialen Integration. Das Projekt wurde ebenfalls von der Stadt Düsseldorf, dem Düsseldorfer Verein der deutsch-russischen Freundschaft und von Dr. Angelika Mintrop-Aengevelt unterstützt.
Grundziele des Treffens:
– Kennenlernen der Situation von Menschen mit Behinderung in Deutschland und der Hauptrichtungen, die ihrer sozialen Integration fördern
– Erfahrungsaustausch in Bezug auf die Tätigkeit von Selbsthilfeorganisationen für Menschen mit Behinderung und die Gewährleistung ihrer vollständigen sozialen Integration
Im Laufe der durchgeführten Veranstaltungen haben deren Teilnehmer einen Überblick bekommen über:
– die Sozialpolitik und das System der sozialen Sicherung sowie der sozialen Integration von Menschen mit Behinderung,
– die Erfahrungen der Erarbeitung und Realisierung des Aktionsplans der nordrhein-westfälischen Landesregierung „Eine Gesellschaft für alle – NRW Inklusiv“ entsprechend der UN-Behindertenrechtskonvention,
– die Gestaltung einer barrierefreien Umgebung, die Gewährleistung der Mobilität für Menschen mit Behinderung in Düsseldorf und die Zusammenarbeit von Selbsthilfeorganisationen mit der kommunalen Verwaltung während der Projektrealisierung,
– den Bundesfreiwilligendienst, insbesondere in Hinblick auf die Förderung und Unterstützung von Menschen mit Behinderung und das ehrenamtliche Engagement,
– das Bundesprogramm zur Förderung von Selbsthilfeinitiativen für Menschen mit Behinderung und ehrenamtlichem Engagement,
– die Lebensbedingungen von Menschen mit Behinderung in Wohnheimen und ambulanten Pflegeeinrichtungen, die von Selbsthilfeorganisationen verwaltet werden
– den praktischen Arbeitsalltag von Selbsthilfeorganisationen für Menschen mit Behinderung in Deutschland,
– neueste Produkte des alltäglichen Bedarfs, technische Ausstattung für Pflege und Therapie von Kranken, Rollstühle und Verkehrsmittel für Menschen mit Behinderung, die auf der internationlen Messe „REHACARE International 2015“ ausgestellt wurden.
Im Laufe der durchgeführten Seminarreihe haben sich die Teilnehmer über ihre Erfahrungen aus der Tätigkeit von Selbsthilfeorganisationen für Menschen mit Behinderung in Weißrussland, Russland, Deutschland und der Ukraine ausgetauscht. Darüber hinaus haben sie die Perspektiven der Entwicklung einer internationalen Zusammenarbeit im Bereich der inklusiven Bildung, der Steigerung der Beschäftigungsquote von Menschen mit Behinderung und der Intensivierung der Teilhabe von Menschen mit Behinderung am öffentlichen Leben besprochen.
Von besonderem Stellenwert war der Empfang der Projektteilnehmer im Düsseldorfer Rathaus, wo der Bürgermeister Günter Karen-Jungen über die Tätigkeit der städtischen Verwaltung in Bezug auf die Gewährleistung einer vollständigen Integration von Menschen mit Behinderung berichtet hat. „Menschen mit einer oder mehreren Behinderungen die Teilhabe am schulischen, beruflichen, gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Leben zu ermöglichen, ist einerseits eine Aufgabe, welche die UN verbindlich stellt, andererseits sollte dies in einer modernen Gesellschaft eine humanitäre Selbstverständlichkeit sein“, sagte der Bürgermeister im Rahmen des Treffens. Der Diplom-Sozialarbeiter Karen-Jungen betonte, dass der Austausch zu Erfahrungen über Herangehensweisen oder Probleme über die Grenzen hinweg alle voranbringen könne.
Außerdem unterstrich der Düsseldorfer Bürgermeister die Wichtigkeit des Delegationsbesuches auf der „REHACARE International 2015“: „Die REHACARE bietet eine hervorragende Gelegenheit zum Wissenstransfer.“ Darum sei es besonders erfreulich, dass Besucher aus den GUS-Staaten angereist sind, um diese Möglichkeit der Information und des Gesprächs zu nutzen.
Das geschäftsführende Vorstandsmitglied der Akademie für Management und Technologie INTAMT Yuri Nikitin glaubt an eine nachhaltige Wirkung des Dialogs mit der Landeshauptstadt Düsseldorf: „Seit Jahren werden wir von der nordrhein-westfälischen Hauptstadt bei vielen Projekten unterstützt, vor allem beim Thema Inklusion.“ Die Fortschritte auf beiden Seiten – in Deutschland wie in den GUS-Staaten – zeigen umso mehr, wie wichtig es sei, voneinander zu lernen, so Nikitin weiter. Schließlich könne es gelingen, dank eines gemeinsamen Projekts auch politische Diskrepanzen zu überwinden.
Die Ergebnisse des Treffens mündeten schließlich in einer Erklärung, in der die wichtigsten Punkte festgehalten wurden:
1. Das stattgefundene Treffen erlaubte den Teilnehmern, die konzeptuellen Grundlagen, die Organisationsprinzipien sowie Best-Practice Beispiele der sozialen Integration von Menschen mit Behinderung in Deutschland kennenzulernen.
2. Die Seminare mit Vertretern von Selbsthilfeorganisationen für Menschen mit Behinderung haben das Verständnis von ihrer Rolle und Funktion in Bezug auf die Gewährleistung der vollständigen sozialen Integration von Menschen mit Behinderung ausgeweitet.
3. Im Laufe der Seminare, Workshops und Gespräche wurde eine Reihe konkreter Vorschläge zu gemeinsamen internationalen Projekten formuliert, die in Bälde von den Projektteilnehmern detailliert ausgearbeitet werden.
4. Das stattgefundene Treffen war von einer freundlichen Atmosphäre geprägt und spielte eine wichtige Rolle in der Entwicklung von gegenseitiger Verständigung und Zusammenarbeit von Vertretern der Zivilgesellschaft in Weißrussland, Russland, Deutschland und der Ukraine.
5. Das internationale Treffen der Vertreter von Selbsthilfeorganisationen für Menschen mit Behinderung hat auf einem hohen organisatorischen Niveau stattgefunden.
Die Teilnehmer des Treffens haben beschlossen:
1. Es ist zu empfehlen, internationale Treffen für Vertreter von Selbsthilfeorganisationen für Menschen mit Behinderung im regulären Turnus stattfinden zu lassen.
2. Es soll eine internationale Arbeitsgruppe von Vertretern der Selbsthilfeorganisationen für Menschen mit Behinderung zur Koordination von deren Tätigkeiten, zur Konzipierung und Realisierung von gemeinsamen Projekten gegründet werden.
3. Es sollen Bitten um eine organisatorische und finanzielle Unterstützung von gemeinsamen internationalen Projekten von Selbsthilfeorganisationen für Menschen mit Behinderung an staatliche Entscheidungsträger in den Ländern der Projektteilnehmer gerichtet werden.